Rohsektverkostung Lena Singer-Fischer

Das in Ingelheim ansässige Weingut Singer-Fischer verfügt über 12 Hektar eigene Weinberge und erzeugt Weine aus unterschiedlichen Rebsorten. Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit ist das Versekten von Grundweinen für zahlreiche Kunden in der betriebseigenen Abfüllanlage. Während Jan Fischer-Singer das Weingut führt, hat seine Schwester Lena eine eigene, sehr individuelle Sektlinie auf die Flasche(n) gebracht, von denen nun der erste Jahrgang 2018 degorgiert (also von der Hefe getrennt und vermarktet) werden soll.

Alle Grundweine werden Spontanvergoren, durchlaufen ebenfalls einen spontanen BSA und werden dann für kurze Zeit im gebrauchten Holzfass ausgebaut, um sich zu öffnen. Ein relevanter Teil der Sekte wird als brut nature, also ohne Dosage verbleiben. Die Cuvee besteht aus 60% Chardonnay, 30% Pinot Noir und 10% Pinot Meunier (Schwarzriesling). Ich hatte Gelegenheit, einige dieser außergewöhnlichen Sekte größtenteils weit vor ihrer endgültigen Vermarktung zu verkosten – geplant sind grundsätzlich mindestens 36 Ausbau auf der Hefe.

Chardonnay BdB brut nature 2018

> 94/ 100

Aussehen: Sehr helles gelb

In der Nase: Grüne Walnuss, mineralische Nase, Limette.

Am Gaumen: Präsente Säure, sehr mineralisch, beinahe Kreide, Nuss, weißer Nougat, Kräuter, Mirabelle, grüne Birne, im Abgang Dörrfrüchte.

Passt gut zu: Seafood oder als Aperitif.

Chardonnay BdB brut nature 2019

> 93/ 100

Aussehen: Sehr helles gelb

In der Nase: Birnenschale, Walnuss, Abate-Birne, Kamille.

Am Gaumen: Zitrone, wiederum sehr mineralisch, gelbe Pflaume, Mirabelle, Salbei, im Abgang balsamische Noten.

Passt gut zu: Seafood oder als Aperitif.

Pinot Noir BdN brut nature 2019

> 94/ 100

Aussehen: Sehr helles gelb

In der Nase: Weiße Blüten, Kamille, Minze.

Am Gaumen: Grüne Birne, Limette, Minze, ordentlich Druck am Gaumen, grüne Aprikose, im Abgang Honig, leicht adstringierend, wird ein guter Speisenbegleiter.

Passt gut zu: Hummer, hellem Geflügel, Brie de Meaux oder als Aperitif.

Pinot Noir BdN brut nature 2020

> 94/ 100

Aussehen: Sehr helles gelb

In der Nase: Kräuter (Salbei, Minze), Ringelblume, Brioche, frisches Heu.

Am Gaumen: Kraftvolle Säure, deutlich adstringierend, grüne Aprikose, grüner Pfirsich, weißer Pfeffer, Stachelbeere, grüne Paprika, saftig-mineralisches Finale.

Passt gut zu: Noch nicht klar erkennbar, braucht noch Zeit.

Cuvee brut nature 2019

> 95/ 100

Aussehen: Sehr helles gelb

In der Nase: Schwarzdornblüte, Kräuter, noch verschlossen.

Am Gaumen: Pfirsich, feine Süße erkennbar, Honig, getrocknete Aprikosen, Karambola, Blaubeere, grüne Pflaumen, sehr facettenreich, wird in einem Jahr angenehm saftig und mineralisch zugleich sein.

Passt gut zu: Ziegenfrischkäse, Seafood und hellem Geflügel.

Cuvee brut nature 2020

> 95/ 100

Aussehen: Sehr helles gelb

In der Nase: Kräuter, Brioche, weiße Blüten, schon hier sehr kraftvoll.

Am Gaumen: Karambola, Kreide, weißer Pfeffer, spürbares Tannin, grüne Aprikose, Himbeere, Limette, ordentlich Druck am Gaumen, Feuersteinnote, Rauch, Waldmeister im Finale.

Passt gut zu: Austern, Hummer, hellem Fleisch und kräftigem Weißschimmelkäse.

Classic Brut nature 2018, Van Holset

> 94/ 100

Domein Holset, Lemiers/ NL.

Sind die Niederlande Teil der Zukunft hochwertiger Schaumweine? Dieser hier aus den klassischen Rebsorten Chardonnay und Pinot Noir legt dafür Zeugnis ab, denn so frisch und gleichsam tiefgründig, so leicht und dennoch nachhaltig habe ich schon lange keinen mehr im Glas gehabt. Der mineralische Nachhall ist schier endlos und das feine Spiel der Fruchtaromen endet auf würzigem Nachhall von getrockneter Feige und Honig. Großartig!

Aussehen: Klar, orangefarbene Reflexe

In der Nase: Quitte, Himbeere, zartes Sandelholz, Nuss, Feige.

Am Gaumen: Sehr erfrischende Säure, feine Mousse, Quitte, Pfirsich, Dörrfrüchte, Orangenmarmelade, appetitliche Bitternote, Waldhonig, grüne Walnuss, weißer Nougat.

Passt gut zu: Reifem Käse wie etwa Münster oder natürlich zu Seafood und hellem Geflügel.

Rheingau Riesling trocken, Josef Spreitzer 2020

> 86/ 100

Weingut Josef Spreitzer, Oestrich.

Dieser noch sehr jugendliche Gutswein ist mit seinen gerade mal 12% Alkohol ein guter Starter in den Sommer und ist ein mustergültiges Beispiel für Riesling aus dem mittleren Rheingau. Wer jungen, „knackigen“ Riesling mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

Aussehen:
Blassgelb

In der Nase:
Dezent, Grapefruit, Granny Smith, Sternfrucht, Kumquat.

Am Gaumen:
Säurebetont, Zitrone, Grapefruit, Apfel, Pfirsich, grüner Pfeffer, mineralisches Finale.

Passt gut zu:
Flammkuchen, Huhn in Weißwein (auch zum Kochen!) oder halbfesten Käse.

L*Aura by Henrici, Grauer Burgunder 2021

> 88/ 100

Weingut Henrici, Friesenheim.

Ein im besten Sinne gefälliger Grauburgunder aus der Aura-Linie von Laura Henrici, die sich mit ihrer eigenen Weinkollektion vom elterlichen Betrieb selbständig gemacht hat. Passt mit seinen 12,5% Alkohol und seiner fruchtigen, unkomplizierten Art gut auf die sommerliche Terrasse und dürfte besonders denen gefallen, die empfindlich gegenüber zu viel Säure sind.

Aussehen: Grüngelb mit ganz dezenten rosa Reflexen

In der Nase: (Nashi)-Birne, Ananas, Litschi, Apfelkompott, Himbeere – sehr fruchtbetont.

Am Gaumen: Wenig Säure, Birne, Ananas, volles Traubenaroma, feiner Ton von Bienenwachs und Honig bzw. im Abgang Honigbrot, Mandel und weißer Nougat.

Passt gut zu: Asiatischen Speisen, federt gut Schärfe ab und geht auch gut zu Salaten ohne Essig.

Die Schamari-Mühle: Romantik pur!

Die Schamari-Mühle: Romantik pur!

Aus einer Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat, stammt diese wunderschöne alte Mühle, in der die Träume sehnsüchtiger Städter in Erfüllung gehen. Und ganz und gar nicht nebenbei auch ausgezeichneter Wein gemacht wird.

Die Verbindung von Weingütern mit guter Gastronomie hat im Rheingau Tradition und so wissen die Wiesbadener schon seit langem, wo man am besten das Wochenende verbringt, nämlich in den Straußwirtschaften oder ausgewachsenen Restaurants westlich entlang des Rheins. Hier schenken zahlreiche Weinmacher vom Schoppen bis zum großen Gewächs glasweise aus, was andernorts kaum zu finden ist und fähige Köche servieren dazu eine bunte Palette an Gerichten. Und dann gibt es noch die versteckten Geheimtipps, die etwas weiter hinter der B42 liegen.

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100% von Oetinger

100% von Oetinger

Wohl kaum ein anderer Weinmacher im Rheingau erzeugt derzeit Weine mit einem derart persönlichen Profil wie Achim von Oetinger. Ein anstrengender, schwieriger, faszinierender Weg in Richtung Spitze

Wenn sich ein Winzer, der keine Mühen scheut und mit beinahe schon archaisch anmutenden Methoden wie besessen daran arbeitet, das qualitative Optimum aus seinen Weinbergen herauszuholen, selbst als „bequem“ bezeichnet, wird man hellhörig. Achim von Oetinger wirkt denn auch alles andere als gemütlich, wenn er von seiner Arbeit erzählt. „Meine wichtigsten Mitarbeiter sind genauso geisteskrank wie ich“ – ein weiteres Statement, das für jene (Wein)Besessenheit steht, die hier an der Tagesordnung ist.

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Weingut Mend: Die Franken-Jütland-Connection

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Thomas Mend und Katja Müller haben den sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand zu ihrer Lebensaufgabe gemacht: Das Portfolio des Weingut Mend reicht von Iphofen bis Semsogard.

Haben Sie eine Vorstellung von Fränkischen Weinen? Klar, knochentrocken sollten sie sein (selbst wenn sich das in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht jeder Weinmacher der Region zu Herzen genommen hat). Aber auch elegant, tiefgründig, mineralisch und mit jenem „Trinkfluss“ ausgestattet, der sie zu perfekten Speisebegleitern macht. Thomas Mend hat sich alle diese positiven Eigenschaften auf die Fahne geschrieben und erzeugt auf seinen Weinbergen – allesamt in der Gemarkung Iphofen und nur vom Feinsten – sogar Silvaner mit sage und schreibe null Gramm Restzucker. Dennoch handelt es sich dabei nicht um quietschsaure Schocker, sondern vielmehr um enorm ausdrucksstarke, fruchtige Tropfen, die nicht wie in alten Zeiten erst ab dem dritten Schluck schmecken, sondern sofort verführen und begeistern. Die Muschelkalkböden am Rand des Steigerwaldes bieten für solche Weine ideale Voraussetzungen und wer wie die Mends nicht auf Masse, sondern auf Klasse setzt, der wird mit denkwürdigen Gewächsen wie etwa besagtem Silvaner aus dem Jahrgang 2018 belohnt.

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Feudo Antico: Der sanfte Riese erwacht

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Die Weine Süditaliens sind wie ein faszinierender Zauberkasten: Hier kann man noch echte Perlen entdecken – zum Beispiel die Weine von Feudo Antico.

Das Land zu Füßen des Gran Sasso ist bereits seit der Antike für den Weinbau berufen. Das mächtige Gebirge ist die höchstgelegene Gegend Mittelitaliens, mit Skiliften und allem, was dazugehört. In dieser Region, die schon dem italienischen Robin Hood Fra Diavolo und dem Räuber Rinaldo Rinaldini Unterschlupf bot, gibt es auch heute noch unberührte Wildnis mit Bären und Wölfen in freier Wildbahn, und insbesondere im Frühling kann man hier den Vormittag auf der Skipiste und den Nachmittag am Strand verbringen. In zahlreichen einfachen Gasthäusern, Locanda, Trattoria oder Osteria genannt, werden traditionelle Gerichte angeboten, dazu unterhält man sich meist über Anbautechniken, Jagd und Fischerei. Eine der wenigen Gegenden, in denen das Leben noch nicht so schnell dahinhuscht wie andernorts. In unzähligen kleinen und größeren Weinbergen arbeiten hier viele Hände fleißiger Winzer meist für genossenschaftliche Unternehmen. Bis vor ein paar Jahren war das absolute landwirtschaftliche Highlight hier der Anbau von Krokussen, um kostbare, weltweit gefragte Safranfäden von einzigartiger Qualität zu gewinnen. Jetzt holt der Weinbau auf.

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Weingut Höhn

Weingut Höhn

Dass Wiesbaden auch ausgezeichnete Weinbergslagen hat, ist nur wenigen wirklich bewusst. Klar, der Neroberg ist als solcher vielleicht noch ein Begriff, doch Namen wie Schiersteiner Hölle oder Dotzheimer Judenkirsch machen erst seit ein paar Jahren bei Verkostungen auf sich aufmerksam und die Frauensteiner Lagen galten bis vor kurzem ebenfalls als nicht besonders attraktiv. An der Tatsache, dass nun insbesondere diese Lagen für Aufsehen sorgen, hat das Weingut Höhn großen Anteil. Hier macht man zwar seit über 300 Jahren Wein, doch bis in die 1970er Jahre war das eher Nebensache – bis Senior Wilhelm Höhn 1979 wieder Dotzheimer Weine in der Flasche anbot. Und die waren so gut, dass man zügig expandieren musste, um der Nachfrage Herr zu werden. Man pflanzte in Schierstein, erweiterte zügig die Fläche in Dotzheim, setzte in Frauenstein neue Reben und fand schließlich mit der Fläche unterhalb von Schloss Freudenberg die ideale Lage für ein modernes Betriebsgebäude, in dem die Familie heute ihre Kunden und Gäste begrüßt. Natürlich lockt die Nähe zahlreiche Besucher des interessanten Schlosses, um den aktuellen Jahrgang zu verkosten, ein paar Flaschen mitzunehmen oder gleich das moderne Drive-In zu nutzen, bei dem der Winzer quasi im Vorüberfahren flott die Bestellung in den Kofferraum packt. Doch der wichtigste Grund für eine treue Kundschaft liegt natürlich im Wein selbst. Und der ist ganz erstaunlich.

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